In diesem 5. Band der Reihe Groninger Hanze Studies gehen die Autoren den sozial- und kulturgeschichtlichen Auswertungsmöglichkeiten rechtlicher Quellentexte im Rahmen der mittelalterlichen Stadtgeschichte im Hanseraum nach. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht der Aussagewert normativer Quellen für die innere urbane Entwicklung mittelalterlicher Städte sowie für die Entwicklung von Lebensformen und sozialer Praxis. Zur Beantwortung dieser Fragen werden Stadtrechtstexte, Stadtbücher, Statuten, Ordnungen, Testamente und andere Zeugnisse einbezogen. Der Blick richtet sich damit auf das Spannungsverhältnis zwischen überlieferten Normen einerseits und sozial- und kulturgeschichtlichen 'Realitäten' andererseits. Auf diese Weise sollen neue Perspektiven auf rechtliche, soziale und kulturelle Verdichtungsprozesse innerhalb mittelalterlicher Städte in den östlichen Niederlanden, Norddeutschland und Polen eröffnet werden.
Inhalt: Vorwort HANNO BRAND/SVEN RABELER/HARM VON SEGGERN, Gelebte Normen im urbanen Raum? Zur Einführung ROMAN CZAJA, Das soziale und wirtschaftliche Leben der preuβischen Städte im Lichte der normativen Quellen PAWEL A. JEZIORSKI, Die Strafe der Ausweisung aus der Stadt im Licht der preuβischen Verfestungsbücher (14.-15. Jahrhundert) HANNO BRAND/EDDA FRANKOT, Das Kampener Stadtbuch Digestum Vetus als Spiegel der städtischen Normierungspolitik ULRICH SIMON, Das Lübecker Niederstadtbuch: Seine Charakterisierung über das Jahr 1400 hinaus HARM VON SEGGERN, Die Behandlung von Nachlaβangelegenheiten vor dem Lübecker Rat SVEN RABELER, Testaments- und Stiftungsbücher in Städten des südwestlichen Ostseeraums (15. und 16. Jahrhundert). Formen – Funktionen – Inhalte KAY PETER JANKRIFT, Die umgekehrte Schlüssel. Gelebte Normen im Alltag rheinischer und westfälischer Leprosorien JEROEN F. BENDERS, Nachbarn und Behörde. Formen und Funktionen von Vierteln und Nachbarschaften in spätmittelalterlichen und früneuzeitlichen Städten im Osten und Norden der Niederlande anhand der Fälle Zutphen und Groningen BJÖRN AEWERDIECK, Vp der hogen Cantzel des blawen Hemmels. Prodigien und urbaner Raum: Deutung und Bewältigung eines spektakulären Halophänomens über Hamburg 1589 Die Autoren
'Der von Hanno Brand (Leeuwarden), Sven Rabeler und Harm von Seggern (beide Kiel) herausgegebene Band ist mit seiner gelungenen Verbindung rechts-, sozial- und kulturgeschichtlicher Zugänge ein Beispiel fruchtbarer internationaler und interdisziplinärer Zusammenarbeit "anhand exemplarischer Sondierungen" (S. 12) im Hanseraum.' Franklin Kopitzsch in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 103 (2017) p. 179-180
'Der quellennahe, gut gearbeitete, aber leider nicht durch ein Register erschlossene Band eröffnet vielfältige Einblicke in die Organisation städtischen Lebens im späteren Mittelalter und der Frühen Neuzeit im Spannungsfeld von Norm und "Realität". Die Beitrage, die naturgemäss immer nur Ausschnitte behandeln können und so auch auf Desiderata verweisen, werden sicher wichtige Impulse für weitere Forschungen geben.' Jürgen Sarnowsky in: Zeitschrift für Historische Forschung 43 (2016) 4, p. 793
'Die einzelnen Themen sind interessant und von sachkundigen Autoren traktiert. [...] Die Lektüre der Beiträge ergab manche reizvolle Lesefrüchte [...] Zurück bleibt vor allem der Eindruck vom Reichtum der Stadt- und sonstigen Amtsbücher des 15. Jahrhundert für alle Frage der alltäglichen Rechtsgeschichte. Wir haben bisher trotz aller Antstrengungen nur an der Oberfläche dieses lohnenden und farbigen Materials gekratzt.' Albrecht Cordes in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 133 (2016), p. 641-642
'Nach der Lektüre dieser inbesondere kulturgeschichtliche Aspekte betonenden Beiträge verstärkt sich der Eindruck von der Vielfalt und dem Partikularistischen der vormodernen Gesellschaft, die sich einer Rationalisierung von oben entzog. Deutlich wird überdies die Erkenntnis von dem höchst fragwürdigen Erfolg der Normen.' Antjekathrin Grassmann in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 103 (2016) 3, p. 371-372
'The authors show possible ways of dealing with the discepancies between normative sources and real life. They are able to present new knowledge, new sources and new interpretations in a very appealing manner. The research area of the Hanseatic League receives, with this volume, a new and valuable asset.' Carsten Jahnke in: The Medieval Low Countries 2 (2015), p. 266-268.